Seminar: Justiz und Strafvollzug im Nationalsozialismus und Menschenrechtsfragen im Umgang mit Gefangenen heute

Ort: KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Studienzentrum

Dauer: Mehrtagesangebot (zwei Tage, jeweils 6 bis 7 Stunden)

 

Das Seminar richtet sich an Gruppen, die sich über die justizielle Verfolgung und den Strafvollzug im Nationalsozialismus informieren und über aktuelle Menschenrechtsfragen im Zusammenhang mit heutiger Strafpraxis und gegenwärtigen Haftbedingungen reflektieren möchten.

 

Der jüdische Rechtsanwalt Dr. Max Eichholz war von 1921 bis 1933 liberaler hamburgischer Bürgerschaftsabgeordneter und wurde Anfang 1943 im KZ Ausschwitz ermordet. Umschlag der Gefangenenpersonalakte von Max „Israel“ Eichholz. Foto: Staatsarchiv Hamburg,

Die TeilnehmerInnen können sich am ersten Tag zunächst mit der Geschichte des KZ Neuengamme auseinandersetzen. Anschließend werden die Verfolgungsorgane im Nationalsozialismus und die arbeitsteilige Kooperation von Justiz, Strafvollzug und Polizei beim Vorgehen gegen politische Gegner, sogenannte Gemeinschaftsfremde und vermeintliche Kriminelle behandelt. Anhand von Biografien, Erinnerungsberichten und Personalakten von Inhaftierten werden die Überstellungspraxis von Häftlingen aus den Strafanstalten Hamburg-Fuhlsbüttel in das KZ Neuengamme sowie das Verhalten von Justizangestellten vorgestellt. Abläufe im Strafvollzug während des Nationalsozialismus werden mit der heutigen Situation im Strafvollzug verglichen und es wird über Handlungsspielräume von JustizmitarbeiterInnen diskutiert.

 

Am zweiten Tag richtet sich der Blick zunächst auf die TäterInnen und auf die Nachkriegsprozesse gegen die Gewaltakteure. Davon ausgehend wird aufgezeigt, welche Konsequenzen die internationale Staatengemeinschaft mit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und der Völkermordkonvention aus den NS-Verbrechen gezogen hat und welche Instrumente auf europäischer Ebene zum Schutz von Gefangenen eingeführt wurden. Anhand von Auszügen aus Berichten des Europäschen Komitees zur Verhütung von Folter und unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe (CPT) werden diese Fragen an konkreten Beispielen aus Deutschland vertieft und zur Diskussion gestellt. Ergänzend kann am zweiten Tag auch die Weiternutzung des ehemaligen KZ-Geländes für den Strafvollzug bis 2006 thematisiert werden.

 

Seminarbeschreibung als pdf