Modul H: Dimensionen der Zwangsarbeit zwischen 1933 und 1945 und die Entschädigungspraxis nach Kriegsende in Deutschland

Christian Hartz

 

Zielgruppen
Auszubildende und Beschäftigte insbesondere aus der öffentlichen Verwaltung, Bundeswehrgruppen, aber auch MultiplikatorInnen sowie SchülerInnen der Oberstufe, Studierende, Lehrende und TeilnehmerInnen von Geschichtskursen.

 

Thema, Fragestellungen und Ziele
In diesem Modul werden die Dimensionen der Zwangsarbeit und deren ökonomischer Nutzen im Nationalsozialismus vorgestellt und darauf aufbauend die Praxis der Entschädigung ehemaliger ZwangsarbeiterInnen in Deutschland thematisiert.

 

Zu Beginn des Seminars wird die Zwangsarbeit in die gesamtgesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse während des Nationalsozialismus eingebettet. Mit den Dimensionen der Zwangsarbeit und deren ökonomischem Nutzen werden Themen erschlossen, die in der Geschichtsvermittlung eine untergeordnete Rolle spielen, für das Verständnis des NS-Regimes aber von erheblicher Bedeutung sind. Anhand des Einsatzes von ca. 14 Millionen ZwangsarbeiterInnen und mehreren Millionen Kriegsgefangenen im Reichsgebiet können die Verwicklung breiter Teile der Gesellschaft, der öffentlichen Verwaltung, der Unternehmen, des Militärs und der nationalsozialistischen Gliederungen im „Dritten Reich“ erkundet werden. Beispielhaft stehen hierfür die privaten Rüstungsbetriebe auf dem Gelände des Konzentrationslagers Neuengamme sowie Unternehmen, die KZ-Außenlager direkt auf ihrem Betriebsgelände errichteten.

Es werden folgende Fragestellungen bearbeitet:

 

  • Wie viele ZwangsarbeiterInnen gab es während des Nationalsozialismus?
  • Wie wurden sie rekrutiert?
  • Wo waren sie eingesetzt?
  • Welche Arbeiten mussten sie ausführen?
  • Inwieweit folgte ihr Einsatz einer wirtschaftlichen Rationalität?
  • Wie waren ihre alltäglichen Lebensbedingungen?

 

Ziel ist es, den Teilnehmenden zu vermitteln, dass der Nationalsozialismus ganz wesentlich auf dem System der Zwangsarbeit aufbaute. Ebenso sollen ihnen die Dimensionen der Zwangsarbeit am Beispiel der Anzahl der zur Zwangsarbeit in das nationalsozialistische Deutschland verschleppten Menschen und ihrer Einsatzgebiete näher gebracht werden.

 

Fortfahrend wird die Entschädigungspraxis der Bundesrepublik Deutschland mit dem Schwerpunkt „Entschädigung der Zwangsarbeit“ bearbeitet:

 

  • Wie entwickelte sich in der Bundesrepublik der Umgang mit verschiedenen Opfergruppen?
  • Welche historischen Etappen können festgestellt werden?

 

Nachdem es mit dem Zwei-plus-vier-Vertrag und dem damit einhergehenden Anschluss der DDR an die Bundesrepublik zu einem Friedensvertrag zwischen Deutschland und den ehemaligen Alliierten kam, folgten eine Reihe von Entschädigungsverfahren gegen die Bundesrepublik Deutschland und hier ansässige Unternehmen. Ein in diesem Zusammenhang bedeutendes Ergebnis war die Entschädigung der ehemaligen ZwangsarbeiterInnen durch die neu gegründete Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“. In diesem Kontext kann auf Schwierigkeiten und Lücken der Entschädigung verschiedenster Opfergruppen, die teils aufgrund unterschiedlicher Behandlung seitens der mit der Entschädigung befassten Behörden in Konkurrenz zueinander stehen, hingewiesen werden. Ziel ist es, mit den Teilnehmenden die Interessen der mit der Entschädigung befassten Akteure herauszuarbeiten. Auch können die konkrete Arbeitsweise und die Interessenlagen der mit Entschädigungsfragen befassten Institutionen thematisiert werden.